VII. VORMARSCH AUF DIE BEFESTIGUNGEN VON LENINGRAD | Перевод |
VIII. EINBRUCH IN DIE BEFESTIGUNGEN VON LENINGRAD 9.9.1941 bis 24.9.1941 | Перевод |
IX. DURCHBRUCH DURCH DIE LETZTE SCHUTZSTELLUNG VON LENINGRAD | Перевод |
Friedrich Husemann
Die gute Glaubens waren
Geschichte der SS-Polizei-Division
(4. SS-Polizei-Panzer-Grenadier-Division)
Band 1
1939-1942
3. Auflage NATION EUROPA Verlag, Coburg, 1999.
ISBN 3-920677-35-3
VII. VORMARSCH AUF DIE BEFESTIGUNGEN VON LENINGRAD
Nachdem Mitte August
Manstein, der mit dem schon in Zuführung begriffenen
LVI. Panzerkorps schnellstens nach Staraja Russa geworfen wurde, der Panzergruppe nicht mehr zur
Verfügung stand, war es nach Darstellung damaliger Heerführer vor
allem die offene linke Flanke, die ein nur langsames Vorgehen gestattete.
Die 18. Armee war zu lange an der baltischen
Küste gebunden, ging zu gründlich vor und damit zu langsam für die Absichten Hoepners.
Seine Nordflanke mußte er mit eigenen
Kräften und den wenigen zugeführten Verbänden schützen.
Am Ostflügel der Pz.-Gruppe mußte die
8. Pz.Div. nach und nach
aus der Angriffsrichtung heraus nach Südosten eingedreht werden.
Die Pz.-Gruppe hatte sich langsam mit ihren vordersten Teilen bis zum 20. August in den Raum westlich Krassnogwar-deisk vorgeschoben. Die 1. Panzerdivision hatte Wochonowo
nördlich der Eisenbahnlinie Jamburg—Krassnogwardeisk, die 8. Panzerdivision Chinkolowo
zwischen Eisenbahn und Rollbahn Luga—Leningrad erreicht.
Das L. AK, nach wie
vor aus der 269. ID und der SS-Polizei-Division
bestehend, sollte nach dem Fall von Luga auf Krassnogwardeisk angesetzt werden. Das war jedoch nicht möglich,
ohne zuvor die große Flankengefahr zu beseitigen, die aus den Lugi-Sümpfen
heraus und aus dem Raum um Wyriza drohte. Starke Kräfte des Feindes hatten sich in die riesigen Sumpf- und Waldgebiete aus Richtung
Luga— Jaschtschera und
dem Gebiet nordwestlich Nowgorod zurückgezogen, schützten
sich mit aller Kraft aktiv, d. h. machten Ausfälle und Angriffe auf die Verfolger und waren im übrigen
bestrebt, sich zu ordnen und in einzelnen Kampfgruppen nach Norden,
also nach Leningrad, durchzuschlagen.
Der rechte Nachbar
der SS-Polizei-Division war die 96. Infanteriedivision vom XXVIII. Armeekorps. Bis zu ihr hin klaffte eine viele Kilometer große
Lücke, die der genannte Feind ausfüllte. Rechts der 96. ID ging die 121. ID entlang der
Rollbahn von Tschudowo, am 22. 8. vom I. AK genommen,
vor und eroberte am 25. 8. Ljuban. Am gleichen Tag
war auf der Rollbahn die 12. Pz.Div. über die
121. ID hinweg
im Vorgehen auf Kolpino. Die Infanteriedivision
mußte die Rollbahn verlassen und wurde
auf
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einer Nebenstraße über Pogi, Lissino, Annalowo auf Sluzk angesetzt. Am „Mercedesstern" zwischen Lissino und Mina (Wyriza Ostrand)
kreuzten die beiden Divisionen des XXVIII. AK so, daß dann die 121. Division in der linken
offenen Flanke kämpfen mußte und die
96. ID in Richtung Nord blieb. Weitere Divisionen
dieses Korps waren die 18.und 20.ID(mot.).
Bis zum Seitenwechsel
der 96. und 121. ID beim „Mercedesstern", am
2. September etwa, hatte die 96. ID
bei unvorstellbar schwierigen Wegeverhältnissen
vom Brückenkopf Petschkowa aus noch während
des Schlußkampfes um Luga
den Weitermarsch nach Norden angetreten, mußte
sich durchkämpfen, sah sich Angriffen ausgesetzt (zumeist von Westen) und mußte
immer gewärtig sein, über die Bahnlinie Oredesh—Nowinka—Wyriza hinweg von verzweifelten
Feindmassen überrollt zu werden.
Diese Division war es, die den dem Feind verbliebenen Raum auf dem Weg nach Leningrad
nach Osten hin begrenzte an der genannten Eisenbahnlinie und entlang des Oredeshtales
mit den Ortschaften Kre-meno — Nesterkowo — Glebowo — Ssawkino — Borissowo. Ein halbes Jahr später sollten diese Orte
für einige Einheiten der SS-Polizei-Division
noch zu einem unvergeßlichen Begriff werden.
Bei dieser kam am 29. 8. Ersatz an, der der Aufklärungsabteilung,
der Artillerie und auch der Infanterie zugeteilt wurde. Beim Stab bzw. der
Stabsbatterie der I./Pol.AR erhielt der Gefreite
Bieschke — bisher immer Funker beim AVKo
— das erste EK II. Und als Unteroffizier Wallners alte, getreue „Rosamunde"
einging, erfolgte zufällig die Zuteilung von zwölf Beutepferden.
Die Wege der einzelnen Teile der Division wurden jetzt recht verschlungen. Die Masse der Division und mit
ihr die Masse der Artillerie machte am 30. August Stellungswechsel zur Rollbahn.
Von der I. Abteilung wurde kurz vor der Rollbahn bei Shiltzy am Abend Biwak bezogen. Am nächsten Morgen wurde
früh geweckt, und um 06.45 Uhr erfolgte
der Abmarsch. „Kaum sind wir losmarschiert, werden wir angehalten.
Die Rollbahn ist restlos verstopft. Stellenweise halten drei Marschkolonnen
nebeneinander. Bei Liapunwa ist eine Brücke
zerstört. Rechts und links der Brücke ist stark verminter Sumpf.
Unsere Abteilung geht erneut zum Biwak über. Stab und 2. Batterie an
der Straße, 1. und 3. Batterie bleiben im alten Biwakraum. Die 269.
ID hat mit der 8. Pz.Div. auf der
Rollbahn Verbindung aufgenommen. Unsere vordersten Teile der
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Panzergruppe stehen
vor Krasnogwardeisk. Für uns heißt es
jetzt wieder: hinterhermarschieren." Aber so
schnell marschiert's sich auch wieder nicht: „Am
1. 9. 41, um 7.00 Uhr, marschieren wir los. Schon nach drei Kilometern beginnt
das alte Theater. An der kleinen Kriegsbrücke Liapunwa
staut sich alles. Zahlreiche motorisierte und bespannte Truppen liegen fest
(auch Luftwaffe, 269. ID, RAD, Organisation Todt). Unsere Abteilung kann die Brücke erst am Nachmittag
passieren. In der Nacht hatte es stark geregnet. Stellenweise ist der steile
Weg, der zur Behelfsbrücke hinunterführt, so morastig, daß Fahrzeuge und Geschütze bis zur Achse im Dreck
versacken. Die Pferde rutschen. Die Brücke kann nur in Gemeinschaftsarbeit
bezwungen werden. Auf der anderen Seite steht der Kommandierende General und
läßt die Abteilung an sich vorbeiziehen.
Er spricht dem Kommandeur seine Anerkennung über die Truppe aus und verteilt
an die Männer Zigaretten. Gegen Abend beziehen wir bei Ssorotschkino ein verhältnismäßig gutes Biwak."
Verhältnismäßig gut bedeutet,
daß Scheunen vorhanden sind, auf den russischen
Beutekarten mit „Capau" bezeichnet. Aber was
ist „Ca-pau"? Leutnant Müller, unser „Dolmruss",
weiß darüber zu berichten:
„Nach der Einnahme
von Luga leistete der Russe noch immer erbitterten
Widerstand. Es gab um den 1. September herum aber wenige Gefangene, und ich
hatte wenig zu tun. Aber einer dieser Gefangenen erwähnte ein Munitionslager.
Ausgerechnet in einem der wenigen Gebiete der Lugi-Sümpfe, in dem der Gegner noch mit Artillerie schoß. Anhand unserer Karten konnten wir nicht feststellen,
wo es war. Der Gefangene sprach davon, daß
er die Rollbahn 2 1/2 Stunden in südlicher Richtung heruntergegangen
sei und dann links ab zum See. Dort sei es. Auf unserer Karte gab es keinen
See, nur Sumpf. Ich mußte also annehmen, daß er mir einen Bären aufgebunden hatte. Trotzdem
versuchte ich anhand eines Zeitplanes mir auszurechnen, wo es sein könnte.
Zwanzig Minuten war er von der Rollbahn ab noch ostwärts marschiert —
also zwei Kilometer. Aber ich suchte vergebens. Bald darauf wurde mir ein
Überläufer gebracht, ein Kraftfahrer. Kraftfahrer? Ich fragte ihn
direkt nach dem Muni-Lager. Zunächst stutzte
er, gab dann aber zu, es zu kennen. Auch er erwähnte den See, den ich
suchte. Seine Zeit- bzw. Entfernungsangaben stimmten aber
nicht mit denen des Gefangenen überein.
Vorerst mußte ich die Sache ohne Ergebnis
zurückstellen.
Noch am gleichen
Tage rief mich Major Heilmann zu sich, der Ia der
Division. ,Was heißt auf deutsch das russische
Kapau?', wollte er wis-
sen. ,Das gibt es nicht im Russischen — es sei denn
eine Abkürzung oder eine Fabrikmarke", antwortete ich. ,Ach Unsinn', meinte Heil-mann, ,hier
ist eine russische Beutekarte und hier, und hier ----- überall steht
Kapau!' Ich sah mir die Karte an und mußte lachen. Nicht Kapau,
sondern Capau stand da, wird Ssaraj
ausgesprochen und bedeutet Scheune. Als ich mir die Karte näher anschaute,
entdeckte ich auch meinen See. Und genau dort, wo er nach den Angaben des
Gefangenen sein sollte.
Nach einiger Zeit sagte
mir der Kommandeur, daß es kein Munitionslager
mehr gibt. Sechs Schuß (ich glaube, es waren
Mörser) waren bewilligt worden. Der dritte Schuß saß."
In den Lugi-Sümpfen
Ssorotschkino wird von West
nach Ost von der Jaschtschera durchflössen.
Dort, wo sich nach elf bis zwölf Kilometern der Fluß
nach Süden wendet, liegt Lugi, ein kleiner
Ort, gut sechs Kilometer nordwestlich des Wjalje-Sees,
der inmitten der Moorwälder liegt. Nicht viel weiter vom Nordostufer
des Sees entfernt befindet sich der Bahnhof Tschascha
und acht Kilometer nördlich des Sees der Ort Tscha-schtscha.
Das alles sagt nicht viel. Es heißt nur, daß
in den Sümpfen ganze Sowjetarmeen stecken sollen, wenn auch nur mit Resten.
Die Aufklärungsabteilung liegt nicht mehr in Sperrstellung an der Tschernaja beiderseits Oserzi, wo
wir sie am 28. 8. zuletzt antrafen. Am 29. 8. wurde ihr in der Frühe
durch Funk übermittelt, daß die 6. Kompanie
vom Rgt. 2 mit Artillerieunterstützung um 07.00 Uhr Oserzi
angreifen und nehmen solle. Nach dem Fall sollte die AA nach Norden weiter
aufklären. Doch der angesagte Angriff erfolgte dann nicht. Inzwischen
hatte die AA nämlich festgestellt, daß
der Feind sich über Nacht zurückgezogen hatte. Die AA trat an, stieß
3,5 km vor Pelkowa auf den Feind, den sie nach kurzem
Feuergefecht werfen konnte. Ausgebaute Feldstellungen mit stärkerem Feind
südlich Pelkowo brachten heftigen Kampf und
einige Verluste. Doch der
Feind konnte geworfen werden. Durch Infanteriegeschosse
wurde Leutnant Blauert verwundet, und beim Entminen von Baumsperren geriet
Oberleutnant Graul auf eine Mine und wurde schwer verwundet. Der Russe setzte
bald mit stärkeren Kräften zum Gegenangriff an. Der Kampf wurde
erbittert geführt. Als der Feinddruck am stärksten war, traf das
II./Rgt. 2 ein, ging sofort über die AA hinweg und trat zum Angriff auf
Pelkowo an. Gegen 16.00 Uhr war der Ort gestürmt,
und die Abteilung ging im Ort zur Ruhe über. In Verbindung mit dem II./Rgt.
2 übernahm sie die Sicherung. Noch am Abend und am frühen Morgen
des 30. 8. wurde die weitere Umgebung erkundet und nach Norden zu, am Waldrand
gegen die Moorfläche südlich des Szerjeschno-Sees, stärkerer Feind festgestellt. An diesem
Waldrand nördlich Pelkowo wurde ein Spähtrupp
vom Feind dicht herangelassen und erhielt dann stärkeres
Feuer. Drei Männer dieses von der 2. Schwadron angesetzten Spähtrupps
fielen dabei. Mit Unterstützung einer Gruppe schwerer Granatwerfer des
II./Rgt. 2 konnte sich der Spähtrupp vom Feind lösen.
Nach Bereitstellung und umfassendem Angriff
säuberte das II./Rgt. 2 den Waldrand und trat den Weitermarsch nach Norden
an. Osstrow war die nächste Ortschaft. In ihr
gabelt sich der Weg. Einer führt nordwärts, etliche Kilometer westlich
des Sees vorbei, der nach sieben Kilometer in den Wjalje-See übergeht, der andere in nordwestliche Richtung
nach Pechjenetz. Bei Sselischtsche
treffen beide Wege wieder zusammen und führen über Lushki—Tschernizowo nordwärts
nach Lugi und dann nordwestwärts
nach Jaschtschera. An der Gabel trennten sich die
Wege des Bataillons und der Abteilung. Das II./Rgt. 2 marschierte nach Nordwesten
und die AA weiter nach Norden, um wieder aufzuklären und gleichzeitig
den rechten Flankenschutz des Bataillons zu übernehmen.
Die 1. Schwadron an
der Spitze stieß schon bald wieder auf Feind, der nach kurzem Feuerkampf
zurückwich. Der Gegner verlor dabei 16 Tote. Auf dem weiteren Marsch
zur Verbindungsaufnahme mit dem II./Rgt. 2 wurde die 1./AA in lang auseinandergezogener Marschordnung von 30 Russen überfallen
und hatte einen Gefallenen. Gegen 22.00 Uhr nahm die AA in dem brennenden
Jaschtschera die Verbindung mit dem II./Rgt. 2 wieder
auf und sicherte gemeinsam mit ihm den Ort. Während des Weitermarsches
der Masse der Abteilung auf Lugi mußten sämtliche Fahrzeuge und schweren Waffen
zu-
rückgelassen werden, da
die Wege durch den anhaltenden Regen unpassierbar geworden waren.
Mit Bomberunterstützung
— schwere Waffen fehlten völlig — wurde gegen 22.00 Uhr Lugi
genommen und gemeinsam mit dem III./Rgt. 2 die Sicherung des Ortes und der
näheren Umgebung durchgeführt. Die Beute in diesem Raum war unermeßlich.
Kaum daß
der 1. September angebrochen war, mußte ein
Angriff auf die Sicherungslinie der AA abgewiesen werden. Beim Kampf wurde
ein russischer Offizier gefangengenommen, zwei weitere
fielen. Gegen 10.00 Uhr kam ein Divisionsbefehl: „AA sofort lösen und
an die Rollbahn 1 km südlich Maschinskaja heranziehen!"
Über Tschernizowo—Sselitschtsche marschierte
die Abteilung zum befohlenen Ort, der von den letzten Teilen in den ersten
Morgenstunden des 2. September erreicht wurde. Bis zum Nachmittag hatte die
Abteilung Ruhe. Gegen 16.00 Uhr wurde dann die 3. Schwadron zur Verfügung
des Regiments 3 gestellt mit dem Auftrag, aus dem Raum Jaschtschera heraus mit Spähtrupps Verbindung zum I./Rgt.
1 bei Nisowka aufzunehmen. Bei Krassnyj Majak bezog die 3./AA dazu
Ausgangsstellungen und hatte bereits am Abend die Verbindung mit dem I./Rgt.
1 hergestellt. Zur gleichen Zeit — gegen 23.00 Uhr — kam vom Artillerieregiment
„Sofortauftrag an die I. Abteilung". östlich der Rollbahn, ca. 10
km ostwärts Jaschtschera, befanden sich noch
starke eingeschlossene Feindkräfte, die Artillerie mitführten. Die
Alarmierung der gesamten Abteilung ging sehr schnell. Um 23.15 Uhr war sie
bereits auf dem Marsch die Rollbahn entlang nach Norden. „Bei Jaschtschera
biegen wir nach Osten ab. Hart südlich der Straße nach Swech.Krassnyj
Majak beziehen wir Feuerstellungen gegen 03.00 Uhr am 3. September.
Es ist ziemlich kalt — zum ersten Mal in diesem "Winter" hat es
gefroren. Wir stehen an einem großen Sonnenblumenfeld. Die Blumen lassen
die fruchtschweren Köpfe hängen. Von 05.00 bis 06.00 Uhr schießt
die Abteilung 200 Schuß in den Kessel des
nördlich Lugi eingeschlossenen Feindes. Kurze
Zeit später machen wir Stellungswechsel vorwärts. Zwei Kilometer
ostwärts Krassnyj Majak,
nicht weit von der Bahnlinie Luga—Leningrad, befindet
sich unsere neue Stellung. Wir gehören jetzt zum Schützenregiment
3. Die Abteilung ist bei Anbruch der Dämmerung feuerbereit. Die VB und
das AVKo sind bei der Aufklärungsabteilung, einen Kilometer
nördlich Nisowka, an und hart ostwärts
der Bahnlinie. Zusammen mit
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den Nachbarabteilungen
wird während der ganzen Nacht Störungs-feuer
in den Kessel geschossen. Von allen Seiten krachen die Granaten feindwärts: ein phantastisches Kriegsbild!"
An diesem Tag erfolgte Unterstellung der
gesamten AA unter die "Kampfgruppe Scheller" (Schützenregiment
8). Rückführung der 3./ AA. Auftrag für die AA: Nisowka
sichern und Straße nach Lugi freihalten. Links hatte die AA Anschluß
an die AA der 269. ID und
rechts durch Spähtrupps an das Schützenregiment 2 der SS-Polizei-Division.
Bei Ankunft wurde das II./Rgt. 2 abgelöst.
Für den 4. 9. galt der Auftrag weiterhin,
Nisowka zu sichern und die Säuberung der Waldblößen
nordostwärts bis zum Lutenka-Bach mit Artillerieunterstützung durchzuführen.
Die Artillerieunterstützung gab die I./Pol.AR, deren Zuteilung zum Schützenregiment 3 aufgehoben
und die mit sofortiger Wirkung der AA unterstellt wurde. Auszugsweise seien
hier die Gefechtsberichte der I. Abteilung des Polizei-Artillerieregiments
und der Pol. Aufkl. Abt. wiedergegeben: I./Pol.AR
— Nachrichtenoffizier —
„Bis 09.00 Uhr Leitung zum AVKo
gelegt. Durch dichten Urwald gebaut zur Aufklärungsabteilung." I./Pol.AR — Adjutant —
„Um 09.00 Uhr ist die Besprechung eines
Angriffsunternehmens. Es gehen drei Spähtrupps in Richtung des Lutenka-Baches vor, der etwa drei Kilometer ostwärts
der Bahnlinie nach Norden verläuft. Die Abteilung bereitet das Vorgehen
durch Feuer aller drei Batterien vor und schießt im weiteren Verlauf
jenseits des Baches Störungsfeuer." Polizei-Aufklärungsabteilung:
„Zur Säuberung
der Waldblöße nordostwärts Nisowka bis zum Lu-tenka-Bach wurden
in den Morgenstunden zwei Stoßtrupps von der Bahnlinie Nisowka—Diwenskaja in ostwärtiger Richtung angesetzt. Die Stoßtrupps
kamen gut vorwärts. Feindwiderstand wurde — wenn erforderlich — mit Artillerieunterstützung
schnell gebrochen. Gegen Mittag war bereits das Gebiet bis zum Lutenka-Bach
vom Feind gesäubert und festgestellt, daß
sich Feindkräfte noch am ostwärtigen Ufer
in Feldstellungen befanden. Gegen 15.00 Uhr wurde dann auf das ostwärtige
Ufer ein kampfstarker Spähtrupp angesetzt mit dem Auftrag, auch diesen
Feind zurückzuwerfen. Nachdem der Feind nach schwachem Widerstand bis
etwa vier Kilometer nördlich der Straße Nisowka—Lugi zurückgedrägt und
nur noch Feind in Stärke einer
Kompanie festgestellt wurde, mußte
der Stoßtrupp infolge Dunkelheit zurückgenommen werden. Während
der Nacht Sicherung Ni-sowkas wie bisher."
I./Pol.AR — Adjutant —
„Das Unternehmen gelang ohne Verluste.
Der Kommandeur der Aufklärungsabteilung, Major Wegener, spricht unserer
Abteilung seinen Dank aus. Bei Durchführung dieser Aufgabe befand sich
der Gefechts-stand I in einem Haus in Nisowka.
In dem Kessel bei Lugi müssen sich enorme Beutemengen befinden. Das Schützenregiment
2 allein hat bisher mehr als 800 LKW gezählt. Das aber ist nur ein Bruchteil
von dem, was drinnen steckt. Um 17.00 Uhr befiehlt unser Regiment Stellungswechsel!
Wir werden dem Schützenregiment 1 (Oberst Gieseke)
zugeteilt und haben die rechte Flanke der 269. ID
zu sichern.
Über Jaschtschera (Rollbahn)—Bekowo—Mal.Diwenka—Kusnezowo beziehen wir
hart westlich Kusnezowo Biwak. 22.00 Uhr Ankunft.
Am 5. 9. geht der Marsch im Verband des Schützenregiments 1 weiter. Wir
marschieren am Schluß. Jetzt glaubt man, die
Nähe Leningrads zu spüren. Die Menschen sind besser gekleidet, einzelne
Häuser sind schon aus Stein, und die Holzhäuser machen einen weit
besseren Eindruck als bisher. Die Dörfer wirken freundlicher, liegen
auch dichter beisammen. Auch das Netz brauchbarer Wege und Straßen nimmt
zu. Bei Wyra verlassen wir die Rollbahn." I./Pol.AR — Nachrichtenoffizier —
„Es geht 20 km ostwärts nach Wyriza. Wir kommen an einem großen Flugplatz vorbei.
Dort Mittagsrast. Um 18.00 Uhr Luftkampf zweier Jäger mit einem Schwarm
Ratas und drei Doppeldeckern (Bomber oder Transporter). Mehrere
Abschüsse erzielt. Ein sowjetischer Major bei uns mit Fallschirm gelandet.
Vier Fässer Benzin abgeworfen. Die Russen halten uns für eigene
Truppen. Daß wir dort marschieren, halten
sie wohl für unmöglich. "Batteriechefs nach vorn!" Einweisung
beim Rgt. 1. Dann zurück und Einheiten vorgezogen. 21.00 Uhr mit der
Abteilung Brücke passiert. Furchtbar schlechte Wege jetzt, Schlamm wie
noch nie. Fahrzeuge versinken bis zu den Achsen. Kurz vor Mitternacht sind
alle Batterien in die Feuerstellungen eingefahren. Zuvor ein
,Sturmgeschütz' am Bahndamm in Stellung gebracht. 6. 9. 41 gegen
07.00 Uhr auch Leitung zum ,Sturm-Geschütz' fertig-
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gestellt — und um 08.00
Uhr wieder aufgenommen. Kurze Zeit später mit dem Kommandeur zum III./Rgt.
1, zu Major von Kleist. Drahtverbindungen hergestellt über Rgt. 1—AVKo—3.
Batterie—VB zur 11. Kompanie (Hauptmann Lenz). Angriffsbeginn verschoben.
Bis 12.00 Uhr weiterhin nur Aufklärung. Russe streut mit Artillerie das
Gelände ab. Im vor uns liegenden Wald Baum- und Scharfschützen.
Erbitterter Kampf um die Eisenbahnbrücke über die Ssuida
nordwestlich Krassnizy. Gegen Mittag zum Gefechtsstand
zurückgekehrt."
Angriff von Wyriza auf Krassnizy und Ssussanino
Die Truppe steht mitten im heftigen Kampf
um das gesteckte Ziel Ssussanino.
In dem der I./Pol.AR gegebenen Befehl „Unterstützung des Angriffs des
Schützenregiments 1 von Wyriza auf Ssussanino" heißt es über den Feind: "Der
Feind steht in vorbereiteten Stellungen auf den Höhenrücken hart
nördlich der Straße Antropschino—Romanowo. Vorgeschobene Stellungen befinden sich im Ssuida-Abschnitt mit stärkerer Besetzung bei Ssussanino und Pustoschka, mit schwächeren
Sicherungen am Nordufer des Ssuida. Feindliche Gegenstöße
auf Kowschowa (fünf Kilometer nordwestlich
Krassnizy) und Pishama (weitere fünf Kilometer nordwestlich) sind am
5. 9. 41 früh erfolgreich abgeschlagen worden. Es ist anzunehmen, daß der Feind mit dem Ausweichen nach Norden — wonach
er nach Gefangenenaussagen entlang der Eisenbahnlinie Ssemrino
(Station fünf Kilometer nördlich Ssussanino)—
Ssluzk bereits begonnen haben soll — im schwer gangbaren
und minenverseuchten Zwischenfeld zeitweisen Widerstand
leistet." Die 269. ID greift nach dem Befehl
am 6. 9. 41 „mit Schwerpunkt beiderseits des Weges Pustoschka—Bol.
Samostje an, um sich die Ausgangsstellung für
den Durchbruch durch die Verteidigungsstellungen von Leningrad beiderseits
Lukaschi zu schaffen". Dieser Ort liegt zehn Kilometer nordostwärts
vom Zentrum Krassnogwardeisks an der obengenannten Straße Antropschino—Romanowo. Beim Schützenregiment 1 heißt es in diesem
Befehl: „Hat Auftrag, Ssussanino zu nehmen und sich
nach der Einnahme von Ssussanino bereitzuhalten,
beiderseits des von Ssussanino nach Ssabory führenden Weges vorzugehen und sich unter Abdeckung
der rechten Flanke süd-
lieh der Eisenbahn Lissino—Krassnogwardeisk für den späteren Durchbruch durch
die russische Verteidigungsstellung bereitzuhalten." Ssussanino wurde genommen. Hier der Bericht des I./Pol.AR — Adj.: „Nachmittags trägt Rgt. 1 einen Angriff beiderseits
der Bahnlinie auf Ssussanino vor. Die Ortschaft
(fast zehn Kilometer nördlich Wyriza) wird
vom I. und III. Bataillon genommen und gehalten. Die Lage ist verschleiert.
Nur der Bahndamm und die Ortschaft sind fest in unserer Hand. Am Nordrand
Ssussanino wird gegen das vom Feind gehaltene Wald- und Sumpfgelände
ein Igel gebildet. Die VB befinden sich vorn bei den Bataillonen (1. Batterie
bei I./l und 2. Batterie bei III./l)." Am Tag darauf meldet der Nachrichtenoffizier:
„07.00 Uhr Frühantreten. Leutnant Mailhammer mit Major Beyers-dorff
zur Wegeerkundung für neue Feuerstellungen in Gegend südlich Kowschowo.
Stellungswechsel nordwärts wahrscheinlich. Leutnant Freisler
schwer verwundet. Leutnant Glaser zur I. Abteilung versetzt. Er ist heute
von Amersfort (Ersatz-Abt.) gekommen. Hauptmann Greschuchna als Kommandeur der Flak-Abteilung gefallen. Aus
unserem Artillerie-Regiment kommend, wurde er nur der "Eiserne Gustav'
genannt.
Wieder einmal schriftliche
Arbeiten erledigt. Beurteilungen waren fällig und sonstiger Kram. Es
gibt Tee mit Rum — weil Sonntag ist! Sonntag, der 7. September, der 5. Sonntag
nach dem Antreten bei Luga am 3. August."
Doch Ssussanino mußte im Zuge der
Umgruppierung wieder aufgegeben werden. Diese Umgruppierung betraf den bevorstehenden
Angriff zur Wegnahme von Krassnogwardeisk. Der Befehl dazu — zunächst
zur Bereitstellung — kam am 7., spätestens in der ersten Tageshälfte
des 8. September. Nach diesem Befehl stand der Feind immer noch in vorgeschobenen
Stellungen südlich um Krassnogwardeisk. „Vorderste Linie der Feindbesetzung:
nördlich Pishma — am Bachlauf nördlich Bahnhof Ssujda—Bol. Kalpano—Westrand
Bolschije Parizy—Westrand Korpikowo—Westrand Ssalisi. Es handelt sich um ausgebaute
Feldstellungen mit Panzergräben und Bunkerstellungen."
Die 269. ID
bleibt hier beiderseits Pishma „als rechter Nachbar
der SS-Pol.Div. und hat Auftrag, noch am 8. 9. 41
Wald südostwärts Krassnogwardeisk,
ostwärts der Bahnlinie Ssiwerskaja — Krassnogwardeisk (Divisionsgrenze) im Angriff zu erreichen".
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Die Spaltung des Lugi-Kessels
Die Polizei-Aufklärungsabteilung
sollte laut Divisionsbefehl am 5. 9. 1941 früh Paruschkino
an der Rollbahn erreichen, zwölf Kilometer nördlich Jaschtschera. Kurz vor dem Abmarsch jedoch erreichte sie ein
Funkspruch, wonach sie weiterhin der Kampfgruppe Scheller unterstellt blieb
und bei Drushnaja Gorka
eine Sicherungslinie zu beziehen hatte. In dieser Linie stand bisher ein Bataillon
des Polizei-Schützen-Rgt. 1, das für den
Einsatz bei Wyriza benötigt wurde. Über
die Rollbahn Jaschtschera—Paruschkino und Wyra—Ulshu—Lampowo erreichte die Abteilung
gegen 18.00 Uhr Drushnaja Gorka. Innerhalb einer guten Stunde war das I. Bataillon abgelöst.
Nach links wurde zum I./Schtz.Rgt. 8, nach rechts
durch Spähtrupps zur AA der 269. ID Anschluß aufgenommen.
Am 6. 9. sollte das Infanterieregiment
322 der 285. Sicherungsdivision über das Forsthaus in Richtung Ananewy zum Angriff antreten. Aufgabe der AA war es, die westliche
Flanke des Regiments zu decken. Zur wirksamen Erfüllung dieses Auftrages
wurde die eigene Sicherungslinie entlang der Bahn vom Forsthaus bis Boloto vorverlegt. Gegen Mittag, als das IR 322 immer noch
nicht zum Angriff angetreten war, unternahm der Russe bei strömendem
Regen einen Angriff auf die Sicherungslinie. Die Abteilung machte sofort einen
Gegenstoß, bei dem drei Männer der 2. Schwadron fielen. Beim Gegner
wurden zehn Tote gezählt. Gegen 15.00 Uhr trat dann das IR 322 zum Angriff
an, doch fand es so starken Widerstand, daß
das Angriffsziel nicht erreicht wurde.
Während der Nacht hielt die AA die
bezogene Sicherungslinie. Am 7. 9. morgens wurde Ananewy
mit Panzerunterstützung durch die In-fanterie
genommen.
„Da damit der südliche
Kessel geschlossen und die westliche Flankenbedrohung des IR 322 ausgeschaltet
war, wurde die Sicherungslinie wieder auf die alte Linie vom 5. 9. verlegt.
Am Abend wurde auf Befehl der Kampfgruppe Scheller mit Teilen der 3. AA die
Sicherung der Brücke über den Bach ostwärts Gorka übernommen. Am 8. 9. 41, nach Bereinigung des Südkessels,
wurde die AA der Kampfgruppe Crisolly unterstellt
und ihr ein Sicherungsabschnitt des Nordkessels zugeteilt. Der Gefechtsstand
wurde nach Isora verlegt. Der Sicherungsabschnitt
führt von Drushnaja Gorka (ausschl.) ent-
lang des Orlino-Baches
bis zum Auftreffen auf die Straße nach Ssi-werskaja.
Abgelöst wurde bis um 08.00 Uhr das I./Schtz.Rgt.
8 der 8. Panzer-Division. Es wurden eingesetzt links die erste und rechts
die zweite Schwadron. Unterstellt waren sKp. II./Pz.Rgt. 10 (8. Pz.Div.), ein schw.
Zug l./Pz.Jg. 43 und ein leichter Zug 11./Schtz.Rgt. 8. Diese Waffen bzw. Einheiten blieben in ihren
bisherigen Einsatzräumen. Keine Feindberührung. In Krassnizy, ostwärts des Orlino-Baches,
wurden durch Beobachtung schwache Feindkräfte festgestellt." Isora mit dem Gefechtsstand der AA lag nur wenige Kilometer
südlich von Ssiwerskaja, durch das die I./Pol.AR an diesem 8. 9. zog, um — nach Herauslösung aus
den Feuerstellungen in Wyriza — in Mechno Biwak zu beziehen. Bis auf das Rgt. 1 und die I./Pol.AR war am Vortage schon die Division aus dem Raum Wyriza herausgelöst worden. Den ganzen Tag über
herrschte rege Lufttätigkeit, während der sieben sowjetische Flugzeuge
abgeschossen wurden.
An diesem Tage waren die Truppen der 18.
Armee, der Panzergruppe 4 und der linke Flügel der 16. Armee zum Großangriff
auf Leningrad angetreten oder hatten ihre Bereitstellungsräume dazu eingenommen.
Die Aufklärungsabteilung verblieb noch bis zum 10. 9. in ihrem bisherigen
Einsatzraum, mit Teilen noch bis zum 11. September morgens. Als am 9. 9.,
03.15 Uhr, für die Artillerie Alarm gegeben wurde und die erste Abteilung
gegen 05.00 Uhr auf der Rollbahn nordwärts in Richtung Nikolskoje/Tschernizy marschierte, war auf Befehl von Oberst Crisolly ein Spähtrupp der 2. Schwadron der AA südlich
Ssiwerskaja unterwegs nach Osten, um festzustellen,
ob in und um Krassnizy noch Feindteile standen.
Der Spähtrupp bestätigte dies. Am 10. September wurde die Kampfgruppe
Crisolly aufgelöst und die AA der Kampfgruppe
Neidholdt (IR 322) im gleichen Abschnitt unterstellt.
Doch schon gegen Mittag kam der Befehl, daß
die Pol.Aufkl.-Abt. der Polizei-Division wieder
unterstellt und der Sicherungsabschnitt der AA von der Sicherungsdivision
übernommen werden sollte. Bis 16.00 Uhr sollte die Ablösung durchgeführt
sein. Daß dies nicht klappt und die SS-Polizei-Division
vor Krassnogwar-deisk dadurch in Schwierigkeiten
gerät, wird sich bald ergeben. Zuvor jedoch — noch ehe wir zum neuen
Kampfabschnitt kommen — wollen wir unseren Blick zum Ladoga-See und nach Leningrad lenken. Zwei Stoßgruppen
der "Gruppe Schmidt" (XXVIII. AK und XXXIX. Pz.Korps) haben in schweren Kämpfen über Mga—Kelklowo—Ssin-
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jawino —„Gleisdreieck"
und „Poselok" Schlüsselburg erreicht und
am Morgen des 8. 9. mit dem IR 424 unter Oberst Hoppe genommen. Die Angehörigen
der SS-Polizei-Division sollten die kahlen Moorflächen zwischen dem „Gleisdreieck"
und der Höhe von Ssinjawino im Januar 1943
noch kennenlernen...
Die andere Seite
Das Zentrum Leningrads liegt von Ssussanino aus genau fünfzig Kilometer nördlich.
Dort tagte einen Tag später, also am 9. September 1941, der sowjetische
„Militärrat der Front". In diese Besprechung hinein platzte G. K.
Schukow, der von Stalin selbst dorthin beordert worden war,
mit den Worten: „Fahren Sie in den Raum Leningrad. Leningrad ist in äußerst
schwierigem Zustand. Die Deutschen können, wenn sie Leningrad nehmen
und sich mit den Finnen verbinden, von Nordosten aus Moskau umgehen; dann
wird die Lage noch komplizierter." Hören wir dazu Schukow selbst in seinen „Erinnerungen und Gedanken":
„Am 9. September 1941 flog ich mit Generalleutnant
M. S. Chosin und Generalmajor I. I. Fedjuninski in das belagerte Leningrad. Damals machten die
Leningrader wirklich schlimme Tage durch... Wir flogen von Moskau zum Ladoga-See unter „günstigen" Witterungsverhältnissen:
Regen und niedrige Wolken. Die Jagdflieger des Gegners konnten bei diesem
Wetter nicht aufsteigen, und wir flogen ungestört und ohne Sicherung.
Als wir uns dem Ladoga-See näherten, klärte
sich das Wetter auf, und wir mußten eine Jagdfliegerstaffel
zur Sicherung anfordern. Wir dröhnten im Tiefflug über den See,
verfolgt von zwei Messerschmitt-Maschinen. Bald darauf landeten wir wohlbehalten
auf einem Flugplatz der Stadt. Warum unsere Begleiter die Jäger des Gegners
nicht vertrieben, blieb ungeklärt. Wir beeilten uns, den Smolny,
den Stab der Leningrader Front zu erreichen... Smolny
erfuhren wir dann, daß man Maßnahmen diskutierte, die ergriffen werden
sollten, falls Leningrad nicht mehr zu halten sei. Diese Maßnahmen (ich
will sie hier nicht aufzählen) sahen die Zerstörung der wichtigsten
militärischen Objekte vor. Jetzt, ein Vierteljahrhundert später,
scheinen diese Pläne unglaublich. Aber damals?
Damals war Leningrad, die Wiege der Oktoberrevolution,
in äußerster Gefahr; auf Leben und Tod wurde um die Stadt gekämpft.
Nach einer kurzen Aussprache mit K. J. Woroschilow, A. A. Schdanow, A. A. Kusnezow
und anderen Mitgliedern des Militärrats beschlossen wir, die Sitzung
zu schließen und die Anwesenden darauf hinzuweisen, daß
vorläufig nichts für eine Übergabe der Stadt unternommen werden
sollte. Wir wollten Leningrad bis zum letzten Mann verteidigen. Am 10. September
übernahm ich den Befehl über die Leningrader Front. Woroschilow flog am 11. September im Auftrag Stalins zur 54.
Armee von Marschall Kulik. Generalleutnant Chosin
sollte sofort Oberst N. W. Gorodezki als Stabschef
der Front ersetzen, und General I.I. Fedjuninski brach am gleichen Tag auf, um die Verteidigungsstellung
der 42. Armee bei Urizk und auf den Höhen von
Pulkowo zu überprüfen."
So war das also damals
— der spätere Marschall Schukow wurde von den
deutschen Jägern nicht abgeschossen, er wurde vielmehr zum Retter Leningrads
und war dann im Januar 1943 in der zweiten Schlacht südlich des Ladoga-Sees
auch tatsächlich der sowjetische Heerführer, der wieder die Koordination
der russischen Armeen vornahm und die Blockade Leningrads durchbrach.
Lassen wir uns von
ihm auch gleich noch den Verlauf der Front geben für den 8. September
1941:
„ ... hatte die Heeresgruppe
Nord, nach der Einnahme von Schlüsselburg, Leningrad vom Festland aus,
längs der Newa bis Kolpino und weiter bis Jam Ishora, Ladoga, Ssussanino, Parizy und Iljino belagert. Die Küsten-Operativgruppe zog sich zurück
und befestigte sich auf der Linie Peterhof—Ust Rudizy—Morskoje
Pobereschje. Leningrad konnte sich mit dieser operativen
Gruppe nur auf dem See-und Luftwege in Verbindung setzen. Auf der karelischen Landenge, an unserer alten Staatsgrenze, standen
finnische Truppen in Erwartung des passenden Augenblicks, um sich von Norden
her auf Leningrad zu stürzen. Als einzige Verbindung Leningrads mit dem
Hinterland blieben der Ladoga-See und der Luftweg."
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VII. VORMARSCH AUF DIE BEFESTIGUNGEN VON LENINGRAD | Перевод |
VIII. EINBRUCH IN DIE BEFESTIGUNGEN VON LENINGRAD 9.9.1941 bis 24.9.1941 | Перевод |
IX. DURCHBRUCH DURCH DIE LETZTE SCHUTZSTELLUNG VON LENINGRAD | Перевод |